Autor: Reiner Bachthaler
Mobile Anwendungen in der Schüttgutindustrie
Papierlos und mobil: Die Zukunft der Schüttgutlogistik
In der Schüttgutlogistik nimmt die Forderung nach digital gesteuerten Prozessen permanent zu, während der Zeitdruck für ein schnelleres Handling der Abläufe stetig steigt. Deshalb ist die effiziente Einbindung der verschiedenen Anwender sowie eine nahtlose Integration der einzelnen Teilbereichslösungen in eine ganzheitliche Infrastruktur unverzichtbar. Dabei gilt es zu beachten, dass Anwender die Softwarelösungen längst nicht mehr nur am Firmen-PC einsetzen, für die eine einheitliche Desktopsoftware passen würde. Stattdessen sind Nutzer vielfach im Werk oder auf Baustellen unterwegs. Dort benötigen sie die Flexibilität, ihre Logistikaufgaben auch ohne Laptop oder Desktop-PC durchzuführen zu können.
Gleiches gilt für Schüttgut transportierende Lkw-Fahrer. Zur Sicherung effizienter Abläufe sollten diese ihre Informationen ebenfalls nicht mehr in Form von papierbasierten Lade- und Lieferscheinen erhalten, sondern über einen digitalen Logistikworkflow. Damit wird zugleich der Nachhaltigkeitsaspekt unterstützt, welcher mit der Forderung nach einem papierlosen Logistikworkflow verbunden ist. Nicht zu unterschätzen ist dabei auch der Effizienz- und Zeitgewinn, wenn der LKW Fahrer nicht mehr auf den Ausdruck von Dokumenten warten muss. All diese Faktoren führen dazu, dass der Bedarf an mobilen Anwendungen in der Schüttgutlogistik ständig wächst.
Effizienz durch Vernetzung
Zwar gibt es eine Vielzahl an entsprechenden Mobile Apps auf dem Markt, doch diese entsprechen oft nicht den Anforderungen an mobile Logistiklösungen in der Schüttgutindustrie. So basieren viele von ihnen auf Stand-alone-Lösungen, die nicht in übergeordnete Workflow-Systeme integriert werden können. Die Folgen sind manuelle Dateneingaben und mangelnde Transparenz, was zu kostspieligen Zeitverzögerungen und inkonsistenten Daten führt.
Ganz anders sieht dies bei der mobilen Anwendung Axians VAS Mobile Application aus, die eine direkte und reibungslose Integration mit einem zentralen Logistikworkflowsystem wie VAS Cloud Logistics sowie der Werkslogistiklösung VAS Yard Management ermöglicht. Dort sind die Daten in der mobilen App immer aktuell und konsistent und es wird gewährleistet, dass die eingegebenen Informationen umgehend automatisch an zentrale Systeme und alle beteiligten Anwender übermittelt werden. Die so hergestellte Transparenz führt zu höherer Prozesssicherheit bei deutlich reduziertem Aufwand.
Integration der mobilen Anwendungen
In der Praxis der Schüttgutlogistik gibt es verschiedenste mobile Anwendungsfälle. Wie beschrieben ist deren erfolgreiche Integration entscheidend, um nicht eine Vielzahl an Einzellösungen pflegen, verwalten und mit individuellen Schnittstellen versehen zu müssen.
Der Einsatz eines Mobile Frameworks wie bei den Apps von Axians IAS ist die passende Antwort auf diese Herausforderung. Mit der leistungsfähigen Lösung werden verschiedenste mobile Anwendungen über eine gemeinsame Backend-Plattform gesteuert, in die sich flexibel weitere Kunden-Anwendungen einbinden lassen. Die umfassende Verknüpfung mit zentralen Logistikworkflowlösungen sowie Anbindungen an Werkslogistiklösungen garantiert, dass die Apps vom Backend stets die Daten zur Verfügung gestellt bekommen, die für den jeweiligen Einsatzbereich erforderlich sind.
Mit einer solchen Lösung wird der gleichzeitige Einsatz von mobilen Apps für verschiedenste Nutzeranwendungen beherrschbar, wodurch das komplette Potenzial der Apps genutzt werden kann. Somit trägt der Einsatz der mobilen Anwendungen in Unternehmen dazu bei, einen wichtigen Wettbewerbsvorteil zu erzielen.
Der Einsatz mobiler Anwendungen in der Praxis
Die Schüttgutlogistik ist von einer Reihe typischer Anwendungsfälle geprägt, bei denen effiziente mobile Lösungen den Unterschied machen:
1. Order Taking-App
Oftmals erfolgt die Auftragserfassung in der Schüttgutlogistik noch auf herkömmliche Weise per Anruf oder E-Mail. Dies führt zu Verzögerungen wegen eingegrenzter Geschäftszeiten beim Lieferanten oder der langwierigen Recherche nach Preisen und individuellen Lieferkonditionen bei der Angebotserstellung.
Eine Auftragserfassungs- (Order Taking) App mit direkter Anbindung an eine zentrale, cloudbasierte Logistikworkflowlösung ermöglicht schnelle und einfache Online-Bestellungen zu jeder Tageszeit, auf Basis von vordefinierten Rahmenverträge von Kunde und Lieferant was.
Ein schneller und sicherer Bestellprozess bei maximaler Flexibilität, Transparenz und geringerer Fehlerrate.
2. Full Customer-App
In Bestell Apps werden oft nur die eigentlichen Bestellinformationen abgebildet und damit auch nur dieser Prozessschritt unterstützt der. Eine volle Transparenz über den gesamten Bestell-, Liefer- und Fakturierungsprozess und eine zentrale Verfügbarkeit aller relevanten Dokumente (Lieferscheine, Rechnungen etc.) ist so nicht gegeben. Die Folge sind oftmals langwierige manuelle Nachfragen mit hohem Aufwand für Kunde und Lieferant.
Eine „erweiterte“ Order Taking-App stellt durch ihre volle Integration mit einem zentralen Cloud Logistics System Daten und Stati zu allen relevanten Logistikprozessschritten, auch aus einem Werkslogistiksystem, in der App zur Verfügung.
Der Kunde hat alle relevanten Infos an einem zentralen Punkt verfügbar. Dies führt zu verbesserter Kundenbindung sowie weniger Aufwand für Nachfragen bzw. Auskünfte.
3. Mobile Loading-App (z.b. für Radlader und Gabelstapler)
Mobile Be- bzw. Entladefahrzeuge im Lieferwerk und auch auf der Baustelle benötigen zuverlässige Informationen zu Lieferungen bzw. dem Anlieferprozess (Kunde, Material, Menge, Auftragsnummer, Kfz-Kennzeichen des Lkws, etc.). Heute erfolgt dies oft manuell, z.B. mit papierbasierten Vorablieferscheinen, die manuell ausgefüllt werden. Der daraus resultierende hohe Aufwand ist fehleranfällig und nicht nachhaltig.
Anwender erhalten in der Mobile Loading-App alle relevanten Informationen aus übergeordneten Logistiksystemen online und können sofort die anstehende Beladung identifizieren und auswählen. Auch die Daten der Beladung werden in der App erfasst und automatisch an zentrale Systeme übertragen.
Ein deutlich reduzierter Aufwand für Datenerfassung bei Be- oder Entladung, höhere Sicherheit sowie eine verbesserte CO2-Bilanz, da keine Ausdrucke notwendig sind.
4. Driver-App inkl. ePoD
Lkw-Fahrer, die Lieferungen in der Schüttgutlogistik durchführen, kämpfen bei hohem Zeitdruck oft mit unvollständigen Informationen und einer Vielzahl von Papieren, die je nach Kunde unterschiedlich ausfallen.
Eine Driver-App wickelt sämtliche Informationen und Dokumente rund um die Fahrt zum Beladewerk, das Ein- und Auschecken, den Beladeprozess, die Fahrt zum Empfänger und dessen Bestätigung über den Erhalt der Ware ab. Der Fahrer erhält alle notwendigen Infos in der App, wählt den anstehenden Vorgang aus und kann via App an Self Service-Terminals im Werk ein- und auschecken bzw. den Beladeprozess starten. Auch Statusmeldungen können bei einer GPS-Anbindung über vorhandene Geolocation-Daten automatisch gesetzt werden. Die Anbindung an eine solche zentrale Lösung erlaubt eine höhere Flexibilität, insbesondere beim übergreifenden Einsatz in vielen Lieferwerken.
Signifikant reduzierter Administrationsaufwand für Lkw-Fahrer und die Verwaltung im Beladewerk, schnellere Lieferungen, kürzere Verweilzeiten im Werk, höhere Sicherheit und eine bessere Nachhaltigkeit durch papierlosen Workflow.
5. Ticket-App
Die papierbasierte Übergabe von Lieferinformationen führt bei Fahrern und auch Warenempfängern zu umständlichen und wenig nachhaltigen Prozessen.
Umstellung auf papierloses Handling, bei dem Lieferscheine nicht mehr ausgedruckt, sondern elektronisch an eine Ticket-App übertragen werden. Diese ist entweder voll automatisiert in zentrale Logistikworkflowsysteme integriert, oder der Prozess wird über eine Werkslogistiklösung abgewickelt, z. B. über das Abscannen eines QR-Codes an einem Ausfahrtsterminal. Der Empfänger der Lieferung kann ebenfalls mit eingebunden werden und die Lieferdaten elektronisch erhalten. Die Bestätigung über den Erhalt der Ware erfolgt auch nicht mehr als Unterschrift auf einem Papierlieferschein, sondern über Electronic Proof of Delivery (ePoD), also die direkte Unterschrift in der Ticket-App.
Ein schnellerer Checkout-Prozess im Werk, ein geringerer CO2 Verbrauch durch papierlosen Lieferdatenworkflow sowie geringerer Aufwand für Lkw-Fahrer und Materialempfänger.
6. Tracking-App
Für viele Anwender (Kunde, Spediteur, Empfänger, Lieferant) ist die Kenntnis des aktuellen Lieferstatus von höchster Bedeutung. Diese Informationen werden oft sehr flexibel und an unterschiedlichsten Stellen benötigt, so dass sich eine mobile App anbietet, um diese Daten jederzeit abrufbar zu haben.
Monitoring sämtlicher relevanter Echtzeitdaten entweder in einer dedizierten Tracking App oder wie oben beschrieben in einer Kunden-App, durch deren umfassende Anbindung an zentrale Systeme.
Die Lösung führt zu verbesserter Kundenbindung und deutlich reduziertem Aufwand für manuelle Nachfragen. Außerdem kann auf Basis von aktuellen Informationen zu jeder Lieferung bei Bedarf schnell eingegriffen werden.
Darüber hinaus gibt es eine Reihe von weiteren Einsatzfeldern für mobile Anwendungen in der Schüttgutindustrie. Dazu zählt unter anderem die Security App, die im Werk und auf Baustellen die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften durch das Personal kontrolliert. Zu den weiteren digitalen Helfern gehören Apps zum Lot Tracking, das eine präzise Rückverfolgung des Materials einer Lieferung ermöglicht sowie Anwendungen zur Qualitätssicherung bei Lieferungen und Transportmitteln oder zur Verwaltung von Sicherheitsdokumenten im Gefahrgut-Bereich.
Fazit
Mobile Anwendungen zur Nutzung auf Tablets und Smartphones werden in der Schüttgutlogistik immer wichtiger, denn sie ermöglichen eine flexible und optimierte Bearbeitung vielfältiger Aufgaben außerhalb der Büroumgebung. Die Nutzung der Apps führt zu Zeitersparnis, maximaler Transparenz, höherer Sicherheit und papierlosen Workflows und bringt so deutliche Vorteile in Bezug auf Effizienz und Nachhaltigkeit. Dabei profitieren Anwender in den unterschiedlichsten Bereichen von den digitalen Lösungen; von Kunden über Lieferanten, Spediteure und deren Fahrer bis hin zu Warenempfängern. Zudem ist es angesichts des rapiden technologischen Fortschritts und des Einsatzes von KI-Lösungen sehr wahrscheinlich, dass die Einsatzmöglichkeiten und der Bedarf im Markt künftig weiter wachsen werden.
Reiner Bachthaler
Senior Produktmanager